Die Geschichte von Schwaningen

Schwaningen dürfte eine der ältesten Siedlungen im Landkreis sein, denn bereits 766 gibt eine Urkunde Nachricht von der Existenz eines "Svaninga", dessen Namen zahlreichen Wandlungen unterworfen war, bis das Dorf ab Mitte des 16. Jh. den jetzigen Namen erhielt. Zu den sehr alten Gotteshäusern gehört auch die dem hl. Martin geweihte Kirche. Herren des Ortes Schwaningen waren die Landgrafen von Stühlingen, einige Zeit die Küssaberger und die Grafen von Lupfen.

Im Kampf um das Dasein haben sich die Bewohner dieses schmucken Dorfes, um 766 in einer St. Blasier Urkunde "Svaninga" benannt, ehemals als uraltes Königsgut erwähnt, immer zu wehren gewußt gegen die Unbill der Mächte. Die über 1200 jährige Geschichte ist gekennzeichnet von der Willkür Priviligierter. Bei den Auseinandersetzungen hat der einfache Mann den kürzeren gezogen. 1365 wird die Tochter Brida des Schneiders Berchtold unter anderen jungen Mädchen von den Grafen von Lupfen an andere Herren "vertauscht oder verkauft".

1390 haben Schwaninger auf Entscheid des selbstherrlichen Landgrafen als Leibeigene des Klosters von St. Blasien in Lausheim Frohndienste zu leisten.

Während des Bauernkrieges macht ein gewisser Clewi Hotz sich zum glücklosen Sprecher der geschundenen Schwaninger Bauern. Ein Meer von Blut und Tränen erstickt bekanntermaßen die demokratischen Ansätze.

1633 liegen 30000 Landsknechte des berüchtigten Obersten Villefranche mit seiner französich-schwedischen Reiterschar in Stühlingen; der zuchlose Haufen drangsaliert auch die Schwaninger Bauern.

Geradezu sensationell mutet die Geschichte der Schwaninger Mühle an. Seit dem 30-jährigen Krieg läßt sich bis heute das Geschlecht der Stadler nachweisen. Der stattliche Betrieb wurde 1876 in einer bitterkalten Winternacht ein Raub der Flammen; es sei so frostklirrend gewesen, daß den Feuerwehrmännern das Wasser in den Schläuchen gefror. Die Kleider der hilfreichen Männer und Frauen, welche die Feuerkübel von Hand zu Hand reichten, seien zu Eis erstarrt.

Das Gasthaus zum Adler wurde in einer Frühlingsnacht des Jahres 1894 ein Raub der Flammen; eine verheerende Feuersbrunst ließ im Sommer 1911 das Pfarrhaus mit 32 anderen Gebäuden, darunter die "Zehntscheuer" in Schutt und Asche sinken.

Die Brandkatastrophe von 1911
Die Brandkatastrophe von 1911

Einen vorläufigen Endpunkt im Bereich der Katastrophen setzte am 12. Oktober 1959 ein Autoraser, der drei blühende Menschenleben, wackere Feuerwehrmänner, bei der Ausübung ihres selbstlosen Dienstes zu Tode brachte.

» Presseberichte über den schrecklichen Unfall.

Eine bewegte Geschichte hat auch die dem heiligen Martin geweihte katholische Pfarrkirche, 1767 von Franz-Josef Salzmann geplant, 1775 eingeweiht. Der bemerkenswerte Rokkoko-Hochaltar des Donaueschingers F.A. Widmer klingt mit dem Altarbild eines unbekannten Meisters, einer lebendigen Mutter Gottes vor gemahlter Umrahmung, den Statuen der heiligen Rochus und Sebastian mit den beiden Anbetungsengeln am Tabernakel und der rythmisch geglückten Rokkoko-Kanzel zu einer vortrefflichen einheit zusammen. Am Chorbogen lässt sich das Wappen der Fürstenberger erkennen, eine sybolgeladenen Treppe führt hinauf zu dem auch äußerlich klar gegliederten Bau.

Schwaningen war Sitz des ältesten Dekanats in der Umgebung; Brunnadern und Unterwangen waren einmal Teil der Pfarrei. Hier entflammten im "Kulturkampf" heftige Auseinandersetzungen, als sich der altkatholische Pfarrer Hosemann von Konstanz 1874 bei der Friedenslinde vor dem Pfarrhaus in flammenden Worten gegen das Unfehlbarkeitsdogma des Papstes einsetzte. Das Feuer seiner Worte bewog Tags darauf 54 Einwohner, sich zu den "Altkatholiken" zu bekennen. Am 27. September wurden die ersten altkatholischen Gottesdienste abgehalten. Die papsttreuen Katholiken mußten sich nach einem neuen Gotteshaus umsehen und errichteten eine Notkirche, die heute nun wieder von der altkatholischen Gemeinde benutzt wird. Die Zeit hat die Wunden der Glaubensstreitigkeiten behoben; es sind heute andere Probleme, die die Menschen bewegen, beispielsweise die Sorgen um den Arbeitsplatz. 80 Personen der 326 Bewohner einer ehemals reinblütigen Bauerngemeinde arbeiten 1975 auswärts.

Dennoch hat der Ort seinen Gemeinschaftsgeist, die Initiativen füreinander in seltener Einmütigkeit bewahrt. Daran hat auch die umstrittene "Gemeindereform" nichts geändert. Das Leben in der Vereinigung blüht und gibt auch für die Zukunft hoffnungsvolle Perspektiven.

aus der Broschüre "Schwaninger Wanderwege" (1975)